von Martin Weyers Dem Symbolkundigen verrät sie mehr, als sich dem Augenschein offenbart: Die Inschrift auf dem in Bronze gegossenen Epitaph – also dem über dem eigentlichen Grab befindlichen Aufbau mit Bildern und Texten – von Graf Georg II. von Helfenstein (1519 – 1573) in dem kleinen Örtchen Neufra (Riedlingen) an der Oberen Donau ist nämlich als Chronogramm zu verstehen. Darunter werden Texte verstanden, »die zugleich Zahlzeichen bedeuten und die als solche gelesen werden sollten« (W. Heinz). Ein »Chronostichon« indes ist ein Chronogramm im Versmaß des Hexameters. Die römischen Ziffern im Fließtext ergeben in der Addition eine zusätzliche Information – häufig, und so auch hier, das Todesjahr der Person, zu deren Angedenken und Seelenheil das Epitaph errichtet wurde. »Graf Helfensteins Totentafel: Ein Chronostichon« lautet der Titel des Pilotaufsatzes im soeben erschienenen neuesten Band der »Bibliographie zur Symbolik, Ikonographie und Mythologie«, in dem Werner Heinz kunsthistorische, mentalitätsgeschichtliche und (insbesondere zahlen-)symbolische Erkundungen anstellt. Bereits 1968 begründet von Manfred Lurker – bis zu seinem Tode über viele Jahre hinweg prägender Mitgestalter unseres Vereins –, wird die bibliographische Reihe heute von unserem langjährigen Vorsitzenden Hermann Jung herausgegeben.
Die akkurate und zugleich gut lesbare Übersetzung der Vita des Grafen Georg II. steuerte der Historiker Oliver Münsch bei. Dieser wiederum zeichnete im vorherigen Band der »Bibliographie zur Symbolik …« für den Pilotaufsatz verantwortlich: »Der „Gang nach Canossa“: Vom Ereignis zum Symbol«. Beide Beiträge wurden ursprünglich 2018 bzw. 2019 als Vorträge im Rahmen unseres Symbolforscherkreises im Nibelungenmuseum, Worms, präsentiert. Dort konnten wir 2019 auch die Riedlinger Stadtarchivarin Stefanie Hafner begrüßen, der Autor Werner Heinz u. a. einen wichtigen Literaturhinweis verdankt. Text: Martin Weyers, auf der Grundlage des vorgestellten Pilotaufsatzes Bibliographie zur Symbolik, Ikonographie und Mythologie (externer Link)
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von Martin Weyers Auf unserer Jahrestagung 2021 waren die Referenten aufgerufen, »Symbole von Wegen und Grenzen« zu thematisieren – oder aber die Grenzbereiche der Forschung selbst zu erkunden und auszuloten. Letzteres vollzog der Germanist, Philosoph und Volkskundler Thomas Hoeffgen anhand einer vergleichenden Betrachtung zwischen dem schamanistischen Symbolsystem und den Anfängen der abendländischen Philosophie, die nicht zuletzt in initiatischen Ritualen wurzelt. Die zunächst auf die Tragweite und Universalität von Begriffen und Sinnbildern bezogene Diskussion lässt sich, hieran anknüpfend, als ethische Auseinandersetzung weiterführen. Wieweit lassen sich Begriffs- und Symbolsysteme, die in einer bestimmten Kultur entstanden sind und sich innerhalb dieses Rahmens über Jahrhunderte weiterentwickelt haben, auf eine andere übertragen? Fördert ein solches Vorgehen Verständnis, oder werden bloß vorschnelle Gleichsetzungen generiert? Und dient die Aneignung fremder kultureller Überlieferung dem respektvollen Umgang mit dem Anderen, oder bedient sie sich bloß in dessen Repertoire im Sinne einer kulturellen Ausbeutung? Derlei Fragen sind sicherlich nicht allgemein zu beantworten, sondern müssen stets im Einzelfall geprüft werden. |
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